„Glaubensfreude unplugged“ - Gospel und Spirituals als Schwerpunkt der 10. DCV-Chortage

Montag, 20. Mai 2019


80 Sängerinnen und Sänger gestalten den Sonntagsgottesdienst.

Thomas Meinert. Die Chortage des Diözesan-Cäcilienverbandes haben eine inzwischen zehnjährige Tradition: Sängerinnen und Sänger aus den Chören der Diözese treffen sich an einem Wochenende, um unter der Leitung erfahrener Referenten besondere Literatur zu erarbeiten, die dann im Abendlob am Freitag und im Abschlussgottesdienst am Sonntag zur Aufführung gelangt. Auch Chorleiterinnen und Chorleiter nehmen an den Chortagen teil, um neue Literatur kennenzulernen und wertvolle Impulse für die Arbeit in ihren heimischen Chören mitzunehmen. Gleichzeitig dienen die Chortage des Cäcilienverbandes auch der Gemeinschaftspflege und dem Erfahrungsaustausch der Teilnehmer und Referenten untereinander. Qualifizierte Stimmbildung und eine Geistliche Leitung sorgen dafür, dass neben den Gesangstechnischen Inhalten auch die Spiritualität nicht zu kurz kommt, zu der auch das Schönstatt-Zentrum der Liebfrauenhöhe einen wichtigen Beitrag leistet.

Allein ein Flügel reicht, um facettenreich zu begleiten

Wer an Gospelchöre denkt, hat oft einen großen technischen Aufwand vor Augen – mit E-Piano und weiteren Begleitinstrumenten, mit Lautsprechern, Verstärkeranlage, Mischpult und Mikrofonen oder sogar mit einer Lichtanlage. Der Einsatz solcher Bühnentechnik setzt technisches Know-How und Finanzmittel voraus, die nicht in jeder Gemeinde vorhanden sind. Dass es auch anders geht, bewies Dekanatskirchenmusiker Ulrich Wolf aus Tübingen bei den diesjährigen Chortagen: Allein ein Flügel reichte ihm, um die 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Chortage facettenreich zu begleiten. Das für die Chortage erstellte Arbeitsheft enthielt auf 48 Seiten nicht nur die Chorsätze in der bei den Aufführungen benötigten Reihenfolge, sondern auch den detaillierten Programmablauf des Wochenendes und die Übersetzungen der englischsprachigen Liedtexte.

Englischsprachige Chorliteratur spricht eine eigene Zielgruppe an

Dass englischsprachige Chorliteratur eine eigene Zielgruppe anspricht, zeigte sich bei den Anmeldungen: Im Vergleich zu bisherigen Chortagen „fehlten“ einige „Stammteilnehmer“; dafür war der Anteil der Erst-Teilnehmer erfreulich groß.

Begrüßung durch Sr. M. Faustina Niestroj und Ulrich Wolf

Nach dem Eintreffen der Teilnehmer und der Ausgabe der Namensschilder und Chorhefte folgte das Opening, das dank des guten Wetters im Innenhof der Begegnungsstätte stattfinden konnte: Schwester Faustina Niestroj als Kirchenmusikerin der Liebfrauenhöhe und Geschäftsführerin des Cäcilienverbandes und Ulrich Wolf als Referent begrüßten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der gemeinsam gesungene Kanon „I'm Gonna sing“ aus der Feder Ulrich Wolfs stimmte auf die englischen Liedtexte und auf Rhythmen mit Pausen auf den Hauptzählzeiten ein.

Erste Proben

Nach dem anschließenden Abendessen trafen sich die Teilnehmer zu einer ersten Chorprobe, in der die vier Stücke für das spätere Abendlob erarbeitet wurden: Drei Originalsätze US-amerikanischer Komponisten und ein Satz von Ulrich Wolf bildeten musikalisch Eingang, Meditation, Fürbittruf und Ende des Abendlobes, zu dem Pfarrer Stefan Schacher in die Unterkirche der Krönungskirche eingeladen hatte. In seiner Auslegung des Lesungstextets bezeichnete er die Freude am Erlöstsein als ein wesentliches Merkmal des Christlichen Glaubens, was durch Gospelmusik besonders gut zum Ausdruck komme. So wünschte er den Teilnehmern ein Freude-volles Wochenende, dessen erster Abend nach dem Abendlob in der „Schwabenstube“ der Begegnungsstätte ausklang.

Stimmbildung durch Anja Tschamler

Anja Tschamler – Gesangspädagogin an der Würzburger Dommusik – bot parallel zu den Chorproben Einzelstimmbildung an, bei der sie in 20minütigen Einheiten auf die individuellen stimmlichen Gegebenheiten der Teilnehmer einging und jeden einzelnen mit persönlichen Tipps für die Optimierung seiner Gesangstechnik zu versorgte. Insgesamt 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten das Angebot und lobten die Fähigkeit der Referentin, auf jeden einzelnen ganz individuell eingehen zu können.

7 Probeeinheiten am Samstag

Für den Samstag standen zwischen 9 und 21 Uhr insgesamt 7 Probeneinheiten auf dem Programm, in denen die elf Stücke für den Abschlussgottesdienst sowie zwei weitere Kanons erarbeitet wurden. Neben dieser intensiven Probenarbeit gab es jedoch auch ausreichende Pausenzeiten zur Erholung und zum Erfahrungsaustausch. Ein Tisch mit Informationsmaterial bot viel Wissenswertes über die Arbeit des Cäcilienverbandes. Wie bereits der Freitag endete auch der Samstag für viele Teilnehmer in der „Schwabenstube“, und das dortige gemeinsame Singen bewies, dass sogar nach 8 Stunden Probe noch genug Energie und Sangesfreude vorhanden waren.

Schwerpunkt des letzten Tages: der Abschlussgottesdienst

Den Schwerpunkt des letzten Tages bildete der Abschlussgottesdienst, in dem die Teilnehmer den zahlreichen Kirchenbesuchern die Früchte ihrer Probenarbeit präsentierten. Ein eigens zu diesem Zweck in der Krönungskirche aufgestellter Flügel verlieh der Begleitung durch Ulrich Wolf das erforderliche Klangfundament. Pfarrer Schacher widmete seine Predigt dem Thema Nächstenliebe und zeigte auf, wie sich die Liebe Gottes im alltäglichen Leben offenbaren kann. Das musikalische Programm beeindruckte durch seine stilistische Vielfalt: Mitreißende Titel wechselten mit meditativen Balladen, mit Stilelementen aus Swing, Pop, Blues und temperamentvollen karibischen Rhythmen. Die Gottesdienstbesucher wurden durch Liedzettel mit Noten zum aktiven Mitsingen eingeladen und stimmten in die Kehrverse der Lieder ein.

Neben Kompositionen von Ulrich Wolf erklangen Stücke aus dem Repertoire des bekannten „Oslo Gospel Choir“ sowie amerikanische Kompositionen und moderne Arrangements aus den Bereichen Traditional, Neues Geistliches Lied und auch aus dem Gotteslob. Der Funke der Glaubensfreude sprang spürbar über, und die Kirchenbesucher dankten den Ausführenden mit einem anhaltenden Applaus.

Dankesworte

Nach dem Gottesdienst versammelten sich die Teilnehmer zum traditionellen Abschluss noch einmal in der Aula der Liebfrauenhöhe. In den Dankesworten von Schwester Faustina Niestroj und Ulrich Wolf wurde deutlich, dass die diesjährigen Chortage ein besonderes Erlebnis und ein großer Erfolg waren. Im Namen der Teilnehmer blickte Frau Dr. Oberle auf die Chortage zurück und lobte unter anderem die minutengenaue Einhaltung der Proben- und Pausenzeiten. Ulrich Wolf zeigte sich sehr erfreut darüber, dass ein so umfangreiches Repertoire in einer so kurzen Zeit erarbeitet werden konnte, zumal diese Musikformen vielen Teilnehmern vor Beginn der Chortage nicht geläufig gewesen seien. Einen besonderen Applaus erhielten die 13 Männerstimmen, die der zahlenmäßigen Übermacht der Frauenstimmen gekonnt und motiviert Paroli boten. Gelobt wurde auch das Küchenteam der Liebfrauenhöhe, das die Teilnehmer mit der erforderlichen leiblichen Nahrung versorgte, sowie Pfarrer Stefan Schacher, der mit seinen Glaubensimpulsen für die Geistige Nahrung der Sängerinnen und Sänger sorgte und das Zusammensein in der Schwabenstube durch seine gekonnt erzählten Witze und Anekdoten bereicherte. DKM Marianne Aicher nutzte als Vorsitzende des Verbandes der Kirchenmusiker den Abschluss der Chortage für einen kurzen Besuch, in dem sie die Arbeit des Verbandes vorstellte und für eine Mitgliedschaft warb.

Kleiner Pilgerweg um die Liebfrauenhöhe

In der Zeit bis zum Mittagessen bot Schwester Annjetta Hirscher einen Pilgerweg über die Liebfrauenhöhe an. Anknüpfend an die Frage der Predigt "Woran erkennt man einen Christen" machte sie an verschiedenen Stationen deutlich, wie wir durch Gotteserfahrungen im Alltag zu ergriffenen Christen werden können, zu Christen, die Glauben und Leben miteinander verbinden.

Nach dem Mittagessen machten sich die Teilnehmer erfüllt auf den Rückweg in ihre Dekanate.

Im kommenden Jahr finden die Chortage des Cäcilienverbandes in der Liebfrauenhöhe vom 10. bis 12. Juli unter der Leitung von DKM Ursula Jochim und DKM Bernard Sanders statt.