Geigenstar auf der Liebfrauenhöhe

Dienstag, 14. August 2018

Geistliche Abendmusik mit Prof. Michael Grube
(Foto: Niestroj)

Schw. M. Faustina Niestroj / SAL. Mitten in der Sommerpause gastierte Prof. Michael Grube im Rahmen der Geistlichen Abendmusik im Schönstatt-Zentrum Liebfrauenhöhe. In der Reihe dieser Veranstaltung war es der fünfte Termin der Geistlichen Abendmusik 2018. Entgegen mancher Erwartungen war die Kirche wieder sehr gut gefüllt. Scheinbar ist ein Termin mitten in den ruhigen Sommermonaten für Musikliebhaber gerade richtig, um mit größerer Muße einen Konzertbesuch wahrzunehmen.

Prof. Michael Grube

Prof. Michael Grube gab vor dem Termin auf der Liebfrauenhöhe einige Konzerte in Italien und reiste unmittelbar nach dem Aufenthalt auf der Liebfrauenhöhe nach Finnland weiter. Dort gibt er eine Woche lang Konzerte zusammen mit seinem Pianisten. Insgesamt sind es 15 verschiedene Staaten, die der Künstler 2018 besucht und währenddessen etwa 110 Konzerte spielt. Die Geistliche Abendmusik auf der Liebfrauenhöhe, die Botschaft von Pater Kentenich und die Spiritualität Schönstatts schätzt er besonders. „Last but not least“ – wie er schreibt – schätzt er das „Zusammenwirken mit der Orgel, der Königin der Instrumente“. Der katholische Glaube gehöre zum wesentlichen Teil seines Lebens. Seine Musik seine „musikalische Gebete“ bezeugt er in einem Schreiben.

Tabernakel Krönungskirche
(Foto: SAL)

Abodah – Anbetung Gottes

Auf dem Programm an diesem Abend standen Werke aus vier Jahrhunderten von Antonio Vivaldi, Franz Schubert, Henri Wieniawski, Max-Ludwig Grube  und anderen. Den Höhepunkt bildete die Aufführung von „Abodah“ von Ernest Bloch für Violine und Orgel. Dieses Werk, auf der Violinpartitur als „Improvisation über Abodah“ betitelt, zeichnet sich durch eine besondere Tiefe und Atmosphäre aus. Das Klangmaterial schöpfte der Komponist aus der Zeit des Moses, etwa 1500 vor Christus und reicherte sie mit moderner Stilistik an. Passend zu dieser besonderen klanglichen und programmatischen Musik – „Abodah“ bedeutet übersetzt die Anbetung Gottes – rezitierte Schwester M. Faustina Niestroj Texte der Schweizer Mystikerin Adrienne von Speyr (1902 – 1967) über die Anbetung: „In der Anbetung öffnet sich die Welt Gottes. Nur in der Anbetung gibt Gott sich zu erkennen.“

J. Kentenich – Anbetung Gottes im Menschen

Der zweite Impuls verwies auf die Person Pater Kentenichs. Er sagte über sich selbst: „Ich bete Gott in jedem Menschen an“. Nach dem Vorbild der wahren Anbeter, im Geist und in der Wahrheit (Joh 4, 22f.) lebte er jeden Augenblick in der Fühlung mit Gott und in der ständigen Nähe Gottes und der Gottesmutter. Das wird immer wieder in den zahlreichen Zeugnissen von Menschen, die ihn erlebt haben, hervorgehoben. Er betete den Willen Gottes in jeder Situation, in jedem Ereignis, in jedem Geschöpf an. Er leitete die ihm Anvertrauten an, Gott im eigenen Herzen einen Platz zu geben, das eigene Herz als eine Dreifaltigkeitskirche im Kleinen zu betrachten, als ein Heiligtum (Herzensheiligtum).

Violine und Orgel –
vollendete Harmoni
(Foto: Jedicke)

Vollendete Harmonie

Auf diese meditativen Gedanken folgte die Musik. Diese verlieh dem gedanklichen Faden Schwung und Farbe. Der dunkle Klang der Introduktion bereitete der hellen Violinstimme den Boden für den Aufschwung in die Höhe, die mit gekonnter Leichtigkeit des Spielers gemeistert wurde. Beide, sowohl Prof. Grube mit seiner Amati-Geige wie Sr. M. Faustina an der Orgel, waren zu einem einzigen Klang verschmolzen.

Prof. Grube mit Schw. Faustina Niestroj (Foto: Jedicke)

Die Zuhörer bezeichneten es als „vollendete Harmonie“, beide mit einem lebendigen Elan und Engagement. Die Komposition des Schweizer Musikers Ernest Bloch ist ein Juwel. Er schrieb und widmete sie dem legendären Geiger Yehudin Menuhin. Prof. Grube spielte dieselbe schon als zehnjähriger Junge bei einem Wettbewerb für junge Künstler in Berlin, wofür er den zweiten Preis gewann.

Das Publikum dankte für den erfüllten Abend mit einem lang andauernden Applaus, der noch zwei musikalische Zugaben bewirke. Mit „Guten Abend, gut‘ Nacht“ entließ der Geiger die Zuhörer in eine gesegnete neue Woche.